Schuette was born
1878 in Sidney/Australia, returned with her
family to Germany and grew up in Leipzig. She
died 30 of December 1975 at Ueberlingen/
Bodensee. She belonged to the first women in
Germany who took a degree in art history,
submitting her thesis "Der Schwaebische
Schnitzaltar".for her Ph.D.degree in 1903.
1907 she started her professional career at
Weimar, and worked from 1910 until 1943 at the
Kunst-gewerbemuseum in Leipzig. Here textiles
became her special field of research. In the end
of world war second she moved to Switzerland
(Sonvico near Lugano), where she lived many years
without a fixed income until her retired pay
could be claimed. From here she had contacts with
collegues, and she worked at the textile
collections in Basle, Zuerich and St.Gallen. Publications: 1912, 1913,
1963 "Old Lace" (Klinkhardt und
Biermann in Leipzig); 1929 "Lace from
Renaissance to Empire", collection of Helene
Vieweg-Brockhaus; 1948 "Old Lace" in
Ciba Rundschau Basel; 1927, 1930
"Embroidered Tapestries and Hangings of the
middle ages" (Hiersemann in Leipzig), 1963
together with Sigrid Mueller-Christensen,
"Embroideries" (Wasmuth, Tuebingen).
Some other more popular books are: 1935
"Persian tapestries"; 1938 "German
tapestries", 1942 "The Grassi picture
book", 1950 "Catalogue of the textile
collection of fabrics" of Textilfachschule
Zuerich; 1956 "Tablet weavings" in Ciba
Rundschau 117, 1956 Basle.
Am 30. Dezember
des vergangenen Jahres verstarb Marie Schuette
mit 98 Jahren in Ueberlingen am Bodensee.
Durch ihr hohes Alter wurde sie fuer viele
Generationen von Kunsthistorikerinnen zum Nestor
des Faches, gehoert sie doch zu den ersten Frauen
Deutschlands, die in Kunstgeschichte promoviert
haben. 1903 legte sie bei Heinrich Woelfflin
in Berlin ihr Abschlussexamen ab mit der
Dissertation "Der Schwaebische
Schnitzaltar". Diese 1907 bei Heitz in
Strassburg erschienene Arbeit bietet immer noch
eine wichtige Materialsammlung, ueber deren
schwierige Entstehung man sich heute kaum mehr
einen Begriff machen kann. Mit Fotoapparat, 13 x
18- Glasplatten und Stativ auf dem Ruecken wurde
das Material, wie sie haeufig erzaehlte,
buchstaeblich "erwandert". Selbst wenn
sie hin und wieder von freundlichen Landaerzten
mitgenommen wurde, so waren die Pfarrer am Beginn
des Jahrhunderts zumeist hoechst konsterniert,
wenn die Pionierin der Wissenschaft fuer die
Aufnahmen auf den Altaeren herumklettern musste.
Nach einem Studienaufenthalt
1903/4 in Rom ging Marie Schuette fuer kurze
Zeit als Assistentin zu Paul Clemen nach Bonn und
ab 1905 zu Otto von Falke an das
Kunstgewerbemuseum in Koeln, das fuer sie zum
Ort der ersten Begegnung mit dem Kunstgewerbe
werden sollte. Durch die Katalogisierung der
damals gerade uebernommenen Sammlung Schnuetgen
unter Falkes direkter Anleitung erhielt ihre
Museumsarbeit die beste Basis. 1905/6 trat sie
als "aktive Volontaerin" bei den
Berliner Museen ein und arbeitete im
Kupferstich-Kabinett und in der
Skulpturen-Sammlung. Wilhelm Voege nahm dorrt
ihre Hilfe bei der Ausarbeitung des
Skulpturen-Sammlung in Anspruch.
Ihre berufliche
Laufbahn begann 1907 mit einer dreijaehrigen
Taetigkeit als Direktorial-Assistentin an den
Grossherzoglichen Museen und dem
Goethe-National-Museum in Weimar, fuer das sie
1911 den "Fuehrer durch das National-Museum
in Weimar" im Insel-Verlag publizierte und
auch in spaeteren Jahren noch Beitraege (1940 und
1944) in den Schriften der Goethe-Gesellschaft
lieferte.
1910 nahm sie
ihre Arbeit am Kunstgewerbe-Museum in Leipzig
auf, an dem sie bis 1943 als Kustodin und
Direktorial-Assistentin arbeitete. In dieser
Zeit kam ihre grosse Begabung zur vollen
Entfaltung. Mit ihrer Faehigkeit, auf breiter
Basis Fachkenntnisse zu erwerben und trotzdem die
Kunstgeschichte als Ganzes zu beherrschen, kann
man sie zu den fuehrenden Kunsthistorikern ihrer
Zeit wie Otto von Falke und Paul Clemen zaehlen. In
die Leipziger Zeit faellt auch die Hinwendung zur
Textilkunde. Zu Beginn des Jahrhunderts
hatten Julius Lessing und Otto von Falke die
Weberei fuer die Kunstgeschichte erschlossen. Marie
Schuette war es vorbehalten, die Spitzen- und
Stickerei-Kunde zum selbstaendigen Arbeits- und
Forschungsgebiet zu machen.
Im Anschluss an
eine von ihr 1911 konzipierte und organisierte
Spitzen-Ausstellung erschien 1912 das Werk
"Alte Spitzen" bei Klinkhardt und
Biermann in Leipzig. Fuer die Textilkunde lag
endlich eine systematische Bearbeitung dieses
schwierigen Arbeitsgebietes vor. Nur wenige
Publikationen auf dem Gebiet der Kunstgeschichte,
insbesondere noch des Kunsthandwerkes, sind vom
Publikum so positiv aufgenommen worden wie die
Alten Spitzen, die von 1913 bis 1963 in vier
Auflagen als Handbuch neu verlegt wurden. Mit der
grossen Publikation "Spitzen von der
Renaissance bis zum Empire der Sammlung Helene
Vieweg-Brockhaus" (Hiersemann, Leipzig) fand
diese Arbeit ueber Spitzen 1929 ihre Fortsetzung.
Das 1948 erschienene Heft "Alte
Spitzen", Ciba-Rundschau Basel, war noch
einmal ein Rueckblick auf das geliebte
Arbeitsgebiet.
Ohne Frage hatte
die Atmosphaere der Verlegerstadt Leipzig
Buchproduktionen dieses Umfangs gefoerdert und
die praechtige Ausfuehrung in Lichtdruck-Tafeln
ermoeglicht. Nicht zuletzt erkannte Richard
Graul, der Direktor des Leipziger
Kunstgewerbe-Museums, den Wert der
wissenschaftlichen Arbeiten seiner engsten
Mitarbeiterin und bestaerkte und foerderte diese
Bestrebungen. Marie Schuette hat diese Ermutigung
immer dankbar anerkannt und erinnerte haeufig
daran, wie sie nach langen Jahren der
Routinearbeit von Graul mit der Aufforderung
"jetzt muss Schuette mal wieder ein Buch
schreiben" nach Niedersachsen entlassen
wurde.
Die 1927 und 1930
bei Hiersemann in Leipzig erschienenen beiden
Baende "Gestickte Bildteppiche und Decken
des Mittelalters" sollten auf der Basis der
reichen Bestaende der Niedersaechsischen Kloester
und Museen zum Standardwerk der Stickereikunst
werden. Durch eine ganzheitliche Erfassung der
Objekte, ausgehend von der Analyse der Technik,
der thematischen Interpretation und der
stilistischen Einordnung legte dieses Werk die
methodische Grundlage fuer die wissenschaftliche
Bearbeitung von Textilien. Die grossen, zum Teil
farbigen Abbildungen sind auch heute noch
unuebertroffen. Aehnlich wie Betty Kurths
"Die Deutschen Bildteppiche des
Mittelalters" der zwanziger Jahre zaehlt
Marie Schuettes Arbeit heute noch zu den
international gueltigen Standardwerken des
Faches. Zusammen mit Sigrid Mueller-Christensen
erarbeitete Marie Schuette 1963 noch einmal das
gesamte Gebiet der Stickerei in einem Sammelband
"Das Stickereiwerk" (Wasmuth,
Tuebingen).
Weitere
Publikationen mehr populaer-wissenschaftlicher
Art erschienen in den 30er Jahren:
"Perserteppiche" 1935, "Deutsche
Wandteppiche" 1938, gefolgt von einer
Publikation ueber das Leipziger Museum "Das
Grassi-Biulderbuch des Jahres 1942". 1950
kam der handliche Katalog "Gewebesammlung
der Textilfachschule Zuerich" heraus, 1956
"Brettchenweberei" Ciba-Rundschau Nr.
117 Basel.
Ihr Engagement auf
dem Gebiet des zeitgenoessischen Kunsthandwerkes
war nicht weniger intensiv. Seit 1920
arrangierte Marie Schuette zusammen mit Richard
Graul und Heinrich Wichmann zweimal im Jahr
parallel zur Leipziger Messe im Grassi Museum
eine jurierte Kunstgewerbe-Messe mit Arbeiten
zeitgenoessischer Kunsthandwerker, die von
grossem Einfluss auf das Kunsthandwerk werden
sollte. Marie Schuettes unbestechliches, sicheres
Urteil verdammte oder foerderte manchen
Kunsthandwerker. Zum Dank fuer diese
bahnbrechende Arbeit blieben ihr viele
Kunsthandwerker fuer immer freundschaftlich
verbunden.
Hinter diesem
umfassenden Lebenswerk stand eine Persoenlichkeit
von hoher Intelligenz und unerschoepflicher
Arbeitskraft. Wie Marie Schuette selbst immer
wieder betonte, war ihre Basis eine weltoffene,
grosszuegige Familientradition. Der frueh
verwitweten Mutter, die auf einer beruflichen
Taetigkeit der Tochter bestand, war sie ihr Leben
lang verbunden.
1878 in
Sydney/Australien geboren, kam Marie Schuette mit
der grossen Familie noch als Kind nach
Deutschland zurueck und wuchs in Leipzig auf.
Sowohl das weltoffene englische Kolonialreich wie
die an Textilschaetzen so reiche
niedersaechsische Heimat ihrer Eltern praegten
ihre Persoenlichkeit und letzten Endes auch ihre
Interessenrichtung. Die aufrichtige,
unerschrockene Frau erkannte die Moeglichkeiten
innerhalb ihres Faches und wusste mit
Entschlossenheit und Energie ihre Belange
durchzusetzen bis hin zu dem Entschluss, am Ende
des zweiten Krieges in die Schweiz umzusiedeln,
wo sie jahrelang ohne feste Einkuenfte lebte, bis
Theodor Heuss ihre Pensionsansprueche in
Deutschland durchsetzen konnte. In Sonvico bei
Lugano fand sie schliesslich eine dritte Heimat.
Von dort aus unterhielt sie regen Kontakt mit
Fachkollegen und unterstuetzte alle Bestrebungen,
vor allem im Rahmen der Textilkunde. Mit Rat und
Tat stand sie hinter den Nachwuchskraeften,
hatten ihre langen Erfahrungen im Museumswesen
und in der Wissenschaft sie doch gelehrt, dass
nur unermuedliche Arbeit, umfassende und exakte
Fachkenntnisse bei entsprechender Intelligenz
auch heute noch die Basis der Museumsarbeit
bilden. Sie war sich der entscheidenden
Unterstuetzung durch ihre Lehrer und ihren
Direktor bewusst und war immer bereit, in
gleicher Weise hinter der juengeren Generation zu
stehen.
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