ANNE WANNER'S Textiles in History / books

   
  Der Papageienkoffer, Arte Popular aus Lateinamerika, Sammlung Valentin Jaquet, Museum der Kulturen, Basel (Hg), Auszüge aus den Tagebüchern von Valentin Jaquet. - S. 82-97: Textilien aus der Sammlung Valentin Jaquet, wissenschaftliche Beschreibung ausgewählter Stücke von Annemarie Seiler-Baldinger, Basel 2014, ISBN 978-3-5924090-1-5, 100 pages, many colored illustrations, CHF 29.00

   
  Seit 1960 sind in einem legendären Koffer ein paar tausend Kunstfertigkeiten aus Lateinamerika nach Basel gelangt. Auf 18 längeren und kürzeren Reisen von Mexiko bis nach Chile hat Valentin Jaquet mit Respekt und Sorgfalt zahlreiche populäre Kostbarkeiten gesucht und gesammelt, verpackt und verschickt. Die Ausstellung "Der Papageienkoffer" soll eine Hommage an die lateinamerikanische Volkskunst sein, an die schöpferischen Frauen und Männer, an ihr Können und Wissen und an ihre Poesie. Die Objekte verkörpern die Freuden und Ängste, die Träume und Sehnsüchte zahlreicher Lateinamerikaner. Weberinnen und Weber, Töpferinnen und Töpfer, Heiler und Heilerinnen werden in ihren Dörfern geschätzt. Heute verschwinden viele Kunstfertigkeiten und mit ihnen verschwinden auch magische und spirituelle Welten. Die fantastischen alten Formen und Farben verändern sich unaufhaltbar.
Die Ausstellung zeigt eine persönliche Auslese aus der Sammlung von Valentin Jaquet.



Textilien und das Museum der Kulturen Basel (see p.82)

Valentin Jaquets Interesse für Textilien und Techniken knüpft unmittelbar an die Textilforschung des heutigen Museums der Kulturen an. Dieser Fokus nahm mit den Arbeiten von Alfred Bühler und Kristin Oppenheim ihren Anfang und mündete schliesslich in die Basler Systematik Textiler Techniken. Diese Arbeit, die mehrmals neu aufgelegt und 1991 wesentlich ergänzt und überarbeitet wurde, ist bis heute ein Grundlagenwerk für die Analyse von Textilien vom Rohstoff zum fertigen Textil (Seiler-Baldinger 1991).


Die Textilsammlung des Museums beinhaltet nicht nur Belege für Rohstoffe und ausgefallene Techniken, sondern auch Bild- und Tondokumente. Rund 40'000 Objekte oder Bestandteile sind als Textilien sowie als Belege von textilen Techniken und Arbeitsprozessen ausgewiesen. Davon ist knapp ein Zehntel lateinamerikanischen Ursprungs. Ein besonderes Augenmerk wurde beim Sammeln auf Maschenstoffe und Geflechte gelegt, die in vielen Regionen des südamerikanischen Tieflands, einem der regionalen Forschungsgebiete des Museums, eine wichtige Rolle in der materiellen Kultur spielen. Durch die Sammlung Jaquet werden nun auch die textilen Bestände aus Regionen wie dem andinen Hochland sowie Guatemalas und Mexikos neu gewichtet und die kulturellen Transformationsprozesse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts betont.

Example of page 86 of the book:


SCHULTERTUCH (LLIKLLA), Quechua
Herkunft: Provinz Quispicanchi, Region Paucartambo, Cuzco, Peru
Erwerbung: In Cuzco am 01.01.1980
Masse: Länge 79,5 cm, Breite 60 cm
Material: Kette und dunkelbrauner Schuss: Wolle, Fadendrehung / locker; beige Kette im komplementären Teil aus Alpakawolle mit Fadendrehung \ satt, sehr fein, ebenfalls der hellblaue komplementäre Kettfaden.
Technik: Die Grundtechnik besteht aus Kettreps, komplementärer Zierkette und Kettikat (Quechua: watai).
Die Webdichte der Ikat Streifen beträgt 19 Kett- auf 8 Schussfäden/cm, im braunen Teil 21 - 23 Kett- auf 8 Schussfäden/cm.
Die Zierkettstreifen sind je 5 cm breit aus 18-19 Kettfäden bis über 8 Einträge flottierend, wobei die beigen Alpakafäden paarweise abgebunden werden.
 










Die komplexesten Textilien auf dem amerikanischen Kontinent wurden im Andenraum hergestellt. Sehr wichtige Textilien im Gebiet um die ehemalige Inka-Hauptstadt Cuzco im heutigen Peru sind Schultertücher.

Sie zeigen nicht nur die Identität der Trägerin, sondern können praktisch genutzt werden, wie etwa zum Einpacken von Waren oder um sich darauf zu setzen. Das Schultertuch besteht aus zwei Webbahnen, die durch eine Ziernaht verbunden sind.

Die Musterung zeigt ausgehend von den Webrändern der ersten Webbahn folgende Streifen-Anordnung: feine Streifen in Braun und Beige, breiter roter Streifen, feine beige und blaue Streifen, darauf folgt ein Ikatstreifen (5,5-6 cm breit) mit Pfeilmuster, getreppt in Blöcken, beige auf rotem Grund. Darauf folgen feine Streifen in Blau, Rot, Gelb und Grün.

Die Zierkettstreifen sind rosa auf beige-braunem Grund abwechselnd mit Sternblüten, gefolgt von Zierkettstreifen hellblau auf beige-braunem Grund und Zierkettstreifen in Rot, mit gleichem Muster wie im rosafarbenen Teil sowie abschliessend feinen Streifen in Grün, Gelb, Rosa, Blau und Beige.
An diese schliesst ein breites Band in Braun an, welches von feinen beigen, blauen, roten, gelben und grünen Streifen gerahmt ist.

Darauf folgen die Zierkettstreifen in gleicher Abfolge wie oben.

Die Naht ist beige, rot, gelb und braun. Die zweite Webbahn ist mit spiegelbildlicher Färb- und Musteranordnung angenäht.
 

home content Last revised 26 June 2014