Annatextiles INDIENNES - Glarus 18. Jh.


           

Frühe Zeugdruckmuster, Kanton Glarus - 1760 - 1800






 


     
     
  Stoffdrucke und Papierentwürfe aus der frühen Zeit des Kanton Glarus

In den Musterbänden zeigen die meisten Karten Stoffdruckmuster aus der Firma Bartholome Jenny & Cie, dies bekräftigt der Firmenstempel im unteren Kartenrand, in der Mitte. Als Ausnahme sind interessante Musterbeispiele anderer Firmen einbezogen.
Adolf Jenny hatte offenbar Zugang zu Druckmustern der Zeit von ca. 1760-1830, zu Mustern also, die bereits vor Gründung des Stoffdruckunternehmens B. Jenny & Cie entstanden waren. Vielleicht besass er auch eine eigene Mustersammlung, jedenfalls erwähnt er bereits in seiner Wirtschaftsgeschichte Muster aus verschiedenen Nachlässen. Ein Teil davon befindet sich heute im Landesarchiv Glarus in einem alten Musterbuch. Wahrscheinlich stellte Jenny das Buch selber zusammen, zeigen doch die Beschriftungen dort seine Handschrift. Gemäss diesen Erklärungen stammen einige Muster aus der Produktion der Firma von J.H.Streiff (1709-1789), bzw. von dessen Schwiegersohn und Nachfolger Joh. Heinr. Blumer (1753-1844).

Adolf Jenny hatte selber wohl noch mehr von diesen Mustern in seinem Fundus, und er plazierte diese nach und nach in seinen Musterbänden. In den Bänden 1 und 3 in allen seinen bekannten Serien finden sich nämlich Stoffdruckmuster des späten 18. Jhs (siehe Abb.unten folgend). Sie sind mit blauen und roten Farbstoffen, also mit Indigo und Krapp und deren Weiterentwicklung gefärbt und gleichen den Mustern im alten Musterbuch auffallend.

  Dokument Z XIII   PA121 – 1/28 im Landesarchiv Glarus, handschriftlich verfasst von Adolf Jenny-Trümpy.
Es wurde ums Jahr 1880 durch Herrn Jakob Trümpy-Blumer (Mitglied der Firma Bartholome Jenny & Cie in Ennenda) dem “Technischen Verein des Kantons Glarus” geschenkt und gelangte später ins Landesarchiv.

Z XIII   PA121 – 1/28: „Band A enthält auf den ersten Seiten eine Anzahl ungemein seltener Baumwolldruckmuster der 1760er/1790er Jahre aus der ersten glarnerischen Druckfabrik von Joh. Heinrich Streiff (gegründet 1740 am Oberdorfbach in Glarus, eingegangen 1799); sodann einige Papierzeichnungen von Druckgenres der 1790er Jahre & schliesslich Druckmuster der 1830-1880er Jahre, grösstenteils aus der Fabrik Bartholome Jenny & Cie in Ennenda. Vorn ist auch noch ein Inventarium von Ende Dezember 1769 des obgenannten Druckfabrikanten J.H.Streiff eingefügt als ein im Glarnerland einzig dastehendes Dokument aus jener Zeit.“

Text aus: JENNY-TRÜMPY 1902, S. 182:
........Die Mehrzahl in der Kollektion bilden die „Rot und Blauen" d.h. Dunkel-Indigoblaue Mouchoirs mit viel Weiss, bei welchen man die weissreservierten Stellen nachträglich mit Rot allein oder mit Dunkelrot und Rosa „illuminierte" oder „rentrirte" .........

 
 
    Photonachweis:
- Anne Wanner, Rheinfelden (Schweiz)
Altes Musterbuch A, im Glarner Landesarchiv
Inv. Nr. Z XIII   PA121 – 1/23












Papierentwürfe aus obigem altem Musterbuch
im Landesarchiv Glarus

Papierzeichnungen aus den 1790er Jahren der Fabrik Joh. Heinrich Streiff in Glarus, Indiennes in Krappfarben teilweise illuminiert mit Englischblau oder Grün








Reserve- oder Aetzmuster aus der J.H. Streiff'schen Fabrik für Indiennes, entweder für Reservedruck - Küpenindigoblau oder dann als Erstlinge des Aetzverfahrens (1797/9 - Seite 217) für Blauholzschwarzboden gefärbt mit Aetzweiss (in der obersten Reihe als Hellboden benutzt)









Beispiele von Druckstoffen aus Glarus
entstanden Ende 18. Jahrhundert

gesammelt und zusammengestellt in den Musterbänden
von Adolf Jenny-Trümpy
A. Jenny-Trümpy erklärt selber mit folgendem Text:
Mouchoir Reserveweiss mit Indigo-Küpenfärberei & nachheriger Illumination mit Rot und Rosa, Erzeugnis der ersten 1740 in Glarus gegründeten Druckfabrik aus der Zeit vor 1799. Gemäss genauem Untersuch der Schweiz. Versuchsanstalt in St.Gallen, sind Rot und Rosa erstellt durch Thonerde-Beizen und nachheriger Färberei in Krapp.
 
 
aus Musterband I, Indigo, Koll. A, St.Gallen

aus Musterband I, Indigo, Koll. A, St.Gallen




aus Musterband I, Indigo, Koll. A, St.Gallen



aus Musterband I, Indigo, Koll. B (Bouvier), Schwanden



aus Musterband I, Indigo, Koll. B (Bouvier), Schwanden

aus Musterband I, Indigo, Koll. B (Bouvier), Schwanden


aus Musterband I, Indigo, S. 1, Nürnberg
Doppelindigoblau mit reserviertem Weiss


Indigoblau mit reserviertem Weiss: nach dem Färben in der Küpe mit Tafelrot in 2 Tönen illuminiert.




aus Musterband I, Indigo, S. 1, Nürnberg


aus Musterband I, Indigo, S. 1, Nürnberg
aus Musterband I, Indigo, ETH Hönggerberg



aus Musterband I, Indigo, ETH Hönggerberg


 
aus Musterband I, Indigo, privat, Sent


aus Musterband I, Indigo, privat, Sent

















Muster mit Pinselblau und Krapp
Fabrikat von Bernhard Greuter, wahrscheinlich handgesponnene Ware aus dem Ende des 18. Jhs.

aus Musterband 3, Krapp, Koll. A, St.Gallen

aus Musterband 3, Krapp, ETH-Hönggerberg
Adolf Jenny-Trümpy zerschnitt auch hier ein grösseres Stück Stoff und klebte die Teile in alle Serien seiner Musterbände


aus Musterband 3, Krapp, Nürnberg


aus Musterband 3, Krapp, Koll. B (Bouvier)







Blau- und Rottöne wurden erzielt im Indgo- bzw. Krappbad. Das Muster musste vorgängig mit Stempeln reserviert (blau) oder mit Metallbeizen aufgedruckt werden, damit die entsprechenden vorbehandelten Stellen sich im Krappfärbebad zu Rot entwickeln konnten.




Das Schilder- oder Pinselblau (auch Englischblau) wurde hergestellt durch Auflösen von Indigo und Schwefelarsen nebst alkalischer Lauge in Senegal Gummiwasser. Es konnte nicht mit Modeln aus Chassis gedruckt werden sondern wurde von Mädchen mittels Pinsel aufgetragen.
Ein Rezept findet sich bereits 1746 beim Basler Stoffdrucker Jean Rhyner. Der Vorgang muss schon früher bekannt gewesen sein.


Preussischblau (Berlinerblau) ist eine spätere Auflösung von Indigo und darauffolgender Verdickung der Lösung, so dass diese Farbe direkt mit Modeln aufgedruckt werden konnte.
  Text aus: JENNY-TRÜMPY 1902, S. 65:
..... Im Fernern verdankt man ihnen die Erfindung des im XVIII. Jahrhundert eine sehr wichtige Rolle spielenden sog. Englischblau oder bleu d'application à l'indigo, auch Schilder-, Pinsel- oder Malerblau genannt. Dasselbe stellte eine mit Senegalgummi verdickte Lösung von Indigo in alkalischer Lauge und Schwefelarsen dar und konnte, da es sich bei Berührung mit der Luft sofort oxydierte, nicht ohne weiteres auf einem Chassis ausgebreitet und mittelst Modeldruck appliciert werden, weshalb man es in der Regel mit dem Pinsel auftrug.
Es diente teils zur Erstellung von Weissboden mit Hellsolidblau, vornehmlich aber dazu, Krappfarben und Indigo in demselben Artikel zu vereinigen, und zwar eben mit Umgehung der Blauküpenfärberei, indem man es einfach in die weissen Partieen der in den Krappfarben verschiedenartig ausgefärbten Kattune mit dem Pinsel „einschilderte".


  Da das betreffende Recept im Manuscript Ryhiner die Jahrzahl 1746 trägt, muss die Erfindung wohl schon mehrere Jahre früher in England erfolgt sein. Etwas spätem Datums (nach Dollfus-Ausset immerhin vor 1780) ist die gleicherweise englische Erfindung des Faience-blau (im Elsass früher manchmal ebenfalls „bleu anglais" genannt), welches sich zwar mit den Krappfarben nicht kombinieren liess, dafür aber sowohl für Model- als auch Rouleaudruck sehr geeignet war. Diese Methode, deren Namen von der italienischen Stadt Faenza bezw. von dem altberühmten blauen Thongeschirr derselben abgeleitet wurde, blieb in der Indiennesdruckerei für weissbödige Dessins bis mindestens 1877 d.h. bis zur Erfindung des künstlichen Alizarinblaus im Gebrauch; sie bestand im Aufdruck eines Gemisches von gemahlenem Indigo und Eisenvitriol und Fixation in verschiedenen alkalischen und sauren Passagen....
 
     


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Last revised September, 2016