Gebetstücher und "Teppiche der Gottesnähe" zeigen in ihrem Musteraufbau die Form der aus der Moschee vertrauten Nische (mihrab). Um darauf zu beten, legt der Gläubige sie in Richtung Mekka, dem religiösen Zentrum des Islam. Im mystischen Sinne kann der mihrab als Pforte zum Paradies gedeutet werden - als Tor, durch das die göttliche Gnade herabkommt und sich die Seele zu Gott erhebt. Es öffnet sich für den Frommen, der täglich seine vorgeschriebenen Gebete spricht.
Die Symbolik der Nische wird oft noch durch die Darstellung eines Lebensbaumes erhöht, der eine Vorstellung vom Paradies vermittelt. Nach einer Ueberlieferung des Propheten Muhammad hat Gott selbst diesen tuba genannten kosmischen Baum gepflanzt. Mit floraler Ornamentik gefüllte Gebetsnischen sind daher in der islamischen Kunst deutliche Metaphern für die himmlischen Gärten. Paradiestore und Lebensbäume erscheinen so als machtvolle Bilder des Göttlichen.
Die hier erstmals gezeigten Kunstwerke des Museums für Völkerkunde gehörten zur Glaubens-praxis und dienten als religiöser Raumschmuck.
Sie sind geknüpft, gewebt, bestickt und bedruckt und stammen aus der Türkei, Iran und Indien.
