ANNE WANNER'S Textiles in History   /  machine embroidery / handmachine

 
a) Handstickmaschine
   
  Der Elsässer Josua Heilmann, in Mülhausen (Elsasss) erfand die Handstickmaschine. 1828 erwarben St.Galler Geschäftsherren Stickmaschinen dieser Art. Der St.Galler Unternehmer F.E. Rittmeyer und sein Mechaniker F.A. Vogler verbesserten diese und setzten sie seit den 1850er Jahren in der Ostschweiz erfolgreich ein.
  Die Maschine von 1828 hatte 1 Stockwerk und war 2,7 m lang. Spätere Schweizerische Entwicklungen verfügten über 2 Stockwerke, sie waren meist 4,2m lang, 6 m lange Typen kamen auch vor. Im Jahr 1890 zählte man in den Kantonen St.Gallen, Appenzell und Thurgau 18499 Handstickmaschinen. Seit diesem Höhepunkt verminderte sich der Bestand, 1993 waren noch deren 49 im Einsatz.
 
Handstickmaschine (Bruno Holenstein an seiner Handstickmaschine)
 
Nadeln mit 2 Spitzen und Oehr in Zentrum
auf der Stickmaschine werden sie von Zangen gehalten
  Mit der Handstickmaschine kann gleichzeitig eine grössere Anzahl identischer Stickereien hergestellt werden. Eine Stoffbahn wird in einen langen, querrechteckigen und beweglichen Rahmen eingespannt, wobei der Rahmen der Maschinenlänge entspricht. Für jede Stickerei, resp. Rapport, ist eine Nadel nötig. Die Nadeln stechen immer in dieselbe Richtung, die eingespannte Stoffbahn aber verschiebt sich. Der Vorgang wird über den Pantographen (Storchenschnabel) manuell und allein durch Muskelkraft gesteuert.   Der Mindestabstand von einer Nadel zur nächsten beträgt 2,706 cm (1 französischer Zoll oder 4/4 Rapport). Ist jede 2. oder jede 3. Nadel in Betrieb, so bezeichnet man dies als 8/4 und 12/4 Rapport, usw. Die von Hand eingefädelten, zweispitzigen Nadeln sind am beweglichen, sog. Wagen befestigt. Der Sticker bewegt ihn mit einer Kurbel zum aufgespannten Gewebe hin. Er öffnet und schliesst Zangen, welche die Nadeln halten (der Erfinder betrachtete sie als mechanische Finger), mittels Fussmechanismus und schiebt sie so durch den Stoff. Auf der Hinterseite der Maschine wartet ein weiterer Wagen mit Zangen, welcher die Nadeln empfängt und sie später wieder zurückschiebt.
       
  Festonapparat
Die frühesten Handstickmaschinen stickten nur Plattstich, eine Verschlingung auf der Gewebeoberseite war nicht möglich. Mittels sog. Schrägstichfeston an den Rändern versuchte man diese nachzuahmen. Erst die Erfindung des Festonapparates (Zusatzes zur Maschine), ermöglichte festonnierte Randabschlüsse und kreisförmige Anordnungen der Schlingstiche.
  Bohrapparat
Mit Hilfe von vierkantigen und runden Stahlsltiften (Bohrer) wird der Stickboden während des Stickprozesses aufgeschnitten und die stehengebliebenen Reste mit Plattstich umstickt, dabei wickelt die Maschine die aufgeschnittenen Stickbodenteile in den Bohrlochrand ein.
Broderie anglaise wird meist als Rohware gestickt und dann gesengt, gebleicht und gefärbt.
Als blinde Ware bezeichnen die Hersteller Stickereien, die keine gebohrten Löcher aufweisen.
 
Jede Nadel mit separatem Stickgarn, von Zangen gehalten, diese lassen sich öffnen und schliessen.
 
Das Bohren von Löchern in das aufgespannte zum Sticken vorbereitete Tuch.
 
Bohrer mit Kanten
 
Rundbohrer
       
  Die Soutache Stickerei
Faden- und Ziermaterialien, z.B. Schnüre und Bänder, welche für das Nadelöhr zu dick sind, müssen separat geführt und angenäht werden. Dies geschieht mit Hilfe des Soutache Apparates (Zusatzes zur Maschine). Sie ist auf 12/4 Rapport eingestellt (d.h. der Mindestabstand von einer Nadel zur nächsten beträgt 3 französische Zoll oder 8,12cm), man kann also nur in diesem Rapport oder in einem mehrfachen davon (24/4, 36/4) sticken.
  Pailletten Stickerei
Mit einem weiteren, dem Soutacheapparat vergleichbaren Zusatzapparat kann man Pailletten auf den Stoff nähen.
       
  b) Einfädelmaschine    
  Die Fädelmaschine fädelt den Stickfaden automatisch in das Oehr der beidseits spitzigen Nadel ein. 1884 erfand Victor Kobler-Stauder (1859-1937) aus Oberuzwil (CH) diesen mechanischen Einfädelnvorgang. Später stellte die Firma Kappel in Chemnitz, Deutschland, entsprechende Hilfsgeräte zur Handstickmaschine her.    
 


Einfädelmaschine in der Schaustickerei, Plauen.

 
Einfädelmaschine im Stickereimuseum in Eibenstock, Vogtland, Deutschland.
      Stickereibeispiele
 
     
umgesetztes Dessin für die
Arbeit mit dem Pantographen
   
 
Plattstich
 
Hexenstich, Vorderseite
 
Hexenstich, Rückseite
 
Kreuzstich
               
 
Lochstickerei
 
Detail von Lochstickerei
 
Detail von Lochstickerei
 
Schrägstich
               
 
Ausschneidearbeit
 
Ausschneide- oder Spachtelarbeit
 
Ausschneide- oder Spachtelarbeit
  All embroidered examples are from the collection of Bruno Hollenstein, St. Gallen.

Alle Stickereibeispiele stammen aus der Sammlung von Bruno Hollenstein, St Gallen

Photo: Anne Wanner
               

home - content Last revised July 14, 2016