ANNE WANNER'S Textiles in History / publications

Die gekürzte Version dieses Aufsatzes ist publiziert in: Das Tafeltuch vom 13. zum 20. Jahrhundert,
von Anne Wanner-JeanRichard, in: der gedeckte Tisch, zur Geschichte der Tafelkultur, von Andreas Morel,
Zürich 2001, 216 S., 265 Abbildungen, ISBN 3-0340-0506-7

 
  Literaturliste:
- Verena Trudel
, Schweizerische Leinenstickereien, Bern 1954
- M. Braun-Ronsdorf
, Damast, in: Ciba-Rundschau Nr. 120, Basel, April 1955
- M. Braun-Ronsdorf, Alte Tafeldamaste, Darmstadt 1955
- Joseph Ringler
, "gweggeltes Tischzeug", ein Beitrag zur Geschichte der tirolischen Leinenwebereien, in: Schlern 4, 1956, S. 158 ff
- Erich Meyer-Heisig
, Die "Brixner Tücher" und ihre Vorläufer, in: Weberei, Nadelwerk, Zeugdruck, München 1956, S. 24ff
- Antonio Santangelo, Tessuti d'arte Italiani, Milano 1959, S. 28/29
- Jenny Schneider, Schweizerische Leinenstickereien, Bern 1972
- Anne Wanner, Bündens Trachten, Textilien und Textilgeräte, in: das Rätische Museum, Chur 1979, S. 348
- Anne Wanner, Kunstwerke in Weiss, St. Gallen 1983
- Marguerite Prinet, Le damas de lin historié: du 14e au 19 siècle, Fribourg 1982
- Ernst Ziegler, Zur Geschichte des stadtsanktgallischen Leinwandgewerbes, in: Rorschacher Neujahrsblatt 1983, S. 51
- Anna Rapp, Tischtücher, Kleider der Tafel, in: Stoffe und Räume, Langenthal 1986, S. 38
- Anne Wanner, Baumwolle in der Schweiz, S. 91, in: Stoffe und Räume, Langenthal 1986
- Elizabeth Scofield and Peggy Zalamea, 20th century linens and lace, 1995, printed in Hongkong
- Anne Wanner, von der Idee zum Kunstwerk, St. Gallen 1999
- Anne Wanner, Tobiasstickereien im Textilmuseum St. Gallen, in: Textilkunst, 2, Juni 1982, S. 77 - 80
- Anne Wanner und Marianne Gächter, die Napoleondecke im Textilmuseum St. Gallen, in: Textilkunst 4, Dezember 1986, S. 203-206

weitere Literatur und interessante Textstellen:
- Ziegler Ernst, Eine Fürstgastierung im Jahre 1756 in der Stadt St.Gallen, In: Rorschacher Neujahrsblatt, 70. Jahrg., 1980, S. 98
- Jeremias Gotthelf, die schwarze Spinne (legendäres Taufessen)
- Ciba Rundschau 120, S. 4464 - 2. Spalte unterer Abschnitt: Beschreibung eines gewebten Bankettes

 
     
  In Zedlers grossem Universal Lexikon (Leipzig 1745) wird das Tischtuch bezeichnet als umsäumtes Tuch aus weissem Damast, und damit ist zweifellos eine gut waschbare Decke für den Esstisch gemeint.

Als Materialien für diese weisse Decken kamen neben Leinwand auch Baumwolle oder Barchent in Frage.
Zur Verzierung eigneten sich eingewebte Muster oder gestickte Bilder und Ornamente. Bedruckte Gewebe fanden zwar für Vorhänge oder Bettdecken Verwendung, nicht aber für den Tisch. Mancherorts erhielt eine der genannten Grundfasern einen bedeutenden Stellenwert, und zusammen mit besonderen, in jenen Gegenden entwickelten Ziertechniken entstanden spezielle Tischtücher, von denen sich einige in Museen und Sammlungen erhalten haben.

In frühen Jahrhunderten bezog man rohe Baumwolle aus östlichen Mittelmeerländern, Deutsche und Schweizer Händler kauften sie am Umschlagplatz Venedig ein. Wegen der umständlichen Transportwege über Land, Meer, Gebirge kostete sie ein Vielfaches von Flachs. Damals verwendete man Baumwolle als Eintrag in eine Kette aus Leinwand, dabei entstand das Mischgewebe Barchent. Die Bezeichnung geht auf das Arabische "barrakan" für groben Stoff zurück, der italienische Name "fustagni", wie das Englische "fustian" stammen vom Arabischen "fustân" für Gewand. Zunächst wurde die Barchentweberei vor allem in Italien ausgeübt. Mit der Baumwolle gelangte sie im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts von Venedig aus über die Alpen und erreichte in Süddeutschland, in Nördlingen, Ulm, Augsburg innerhalb kurzer Zeit hohe Bedeutung.

  Bereits im 13. oder 14. Jahrhundert müssen in Italien die als "tovaglie umbre" oder Perugiatücher bekannten Tisch- und Altardecken, Handtücher und Servietten mit eingewebten Zierstreifen in Schlingenstabtechnik (1) in grosser Mode gewesen sein, denn diese Tücher mit Streifen und den charakteristischen symmetrischen Musterungen finden sich auf Tafelbildern der umbrischen, sienesischen und Florentiner Schulen (2) jener Epoche. Deutsche Kaufleute brachten die italienischen Tücher mitsamt dem Wissen um ihre Herstellung mit der Baumwolle über die Alpen. In Süddeutschland ahmte man sie vermutlich seit dem 15. Jahrhundert nach und nannte die Stoffe "Brixner" Tücher oder Augsburger Decken. Auch sie bestehen aus einem hellen leinenen, mit eingewebten farbigen Ornamentstreifen gemusterten Gewebe. Ein heute in Nürnberg aufbewahrtes Beispiel wird in Verbindung gebracht mit dem von 1418-1463 nachweisbaren Augsburger Weber Hans Volman (3).

Währenddem die Perugiatücher in den Zierstreifen hauptsächlich blaugefärbte Baumwolle aufweisen, sind die im Format grösseren Süddeutschen Decken auch in Rot gemustert. Vor allem im 17. Jh. erscheint hier vermehrt das Motiv der Rose in roter Tönung. Neben Menschen-, Tier- und Pflanzenformen sind Inschriften mit verschiedenen, auch spiegelbildlich erscheinenden Worten wiedergegeben.

Im 18. und 19. Jahrhundert kam die immer mehr vereinfachte Technik auch in entlegenen Alpentälern vor. Im Rätischen Museum in Chur haben sich ähnliche Gewebe z.B. aus dem Münstertal erhalten, die jedoch kaum für die Tafel Verwendung fanden.
 



Paris, musée de la Mode et du Textile, collection UCAD,
cat. No 12, in: le Coton et la Mode, Musée Galliera, Paris, 2000 (p. 27, Abb. S. 30/31)

 










Anmerkungen:
1) Walter Endrei, Schlinggewebe im mittelalterlichen und heutigen Europa, in: Volkskunst Nr. 3, August 1985, S.14ff
2) Beispiele von Tafelbildern mit den erwähnten Tischdecken:
a) Detail aus Tafelbild mit Tanz der Salome von 1495, Schweizer Kleinmeister, Museum der schönen Künste, Inv.Nr. 185; abgebildet bei W.Endrei, Volkskunst Nr. 3, 1985, S. 16
b) Geburt Johannes d. Täufers, Mitte 14. Jh., Meister d. Geburt Joh.d.T., Avignon, Mus. du Petit Palais, Inv. MI 385;
abgebildet bei: Pascale Gorguet Ballesteros: Le Coton au Moyen Age: rembourrage et futaines, p. 27, Abb. S. 30/31, in: le Coton et la Mode, Musée Galliera, Paris, 2000
3) abgebildet in: E.Meier-Heisig, Weberei, Nadelwerk und Zeugdruck, München 1956, S. 26, Abb. 2-3
     
 
       
  Das Leinengewerbe der Ostschweiz steht im Zusammenhang mit dem Leinenvorkommen im Gebiet des Bodensees. In der Stadt St.Gallen entwickelten sich Handel und Gewerbe mit Leinwand seit dem 14. Jh., die Blütezeit liegt im 15. und 16. Jahrhundert (4).

Leinengewebe liessen sich von Hand mit Stickerei verzieren, und entsprechend bestickte Leinendecken haben sich als Tischtücher erhalten. Die weitgehende Einfarbigkeit weist auf ihre Waschbarkeit hin, bestimmt lagen solche Decken beim Essen auf der Tafel.
Für ihre Arbeit benötigte die Stickerin einen Stickrahmen, in diesen spannte sie das Gewebe um es zu verzieren. Das Arbeiten mit Nadel und Faden auf einem Gewebe gleicht zwar dem Malen mit Pinsel und Farbe, doch gewissermassen liesse sich die hier genannte Leinenstickerei als dreidimensional bezeichnen. Reliefartig heben sich nämlich die zahlreichen, verschiedenen Stickstiche in weissem, braunem und manchmal auch blauem Stickgarn vom Grunde ab.
 

Eine der ältesten bekannten Tischdecken (Inv.Nr. LM 16405) wird im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich aufbewahrt.
Die Buchstabenformen der Randinschrift weisen ins 13. Jahrhundert, und man nimmt an, dass diese 109 mal 670cm messende Decke einst einen gewichtigen Tisch schmückte. Das Gewebe ist verziert mit 26 auf zwei Reihen verteilte ovale Felder mit Fabeltieren, Salomonssiegel, Wirbeln.

Beim bestickten Tuch aus dem Kloster Feldberg (Thurgau) aus dem 14. Jahrhundert soll es sich ebenfalls um ein Tischtuch handeln, es ist 105 mal 308 cm gross und befindet sich heute im Historischen Museum Basel (Inv.Nr. 1883.100). Hier sind ovale Felder mit Mischwesen und Fabeltieren in zwei Reihen übereinander wiedergegeben. Frühe Stickereien zeigen häufig Verwandtschaft mit der gleichzeitigen Buchmalerei, währenddem Vorbilder, ja direkte Vorlagen zu den figürlichen Darstellungen in zeitgenössischen illustrierten Bibeln zu finden sind (5).

 

Anmerkungen:
4) Ernst Ziegler, Zur Geschichte des stadtsanktgallischen Leinwandgewerbes, in: Rorschacher Neujahrsblatt 1983, S. 51


 


5)
Verena Trudel, Schweizerische Leinenstickereien, Bern, 1954; sowie:
Jenny Schneider, Schweizerische Leinenstickereien, Bern, 1972
 



Leinendecke, 670 cm x 109 cm, 13. Jh.
Schweiz. Landesmuseum, Zürich, Inv.Nr. LM 16405






Tischtuch aus dem Kloster Feldbach, Thurgau,
105 cm x 308 cm, 14. Jh.
Histor. Museum Basel, Inv.Nr. 1883.100

 


 

 
   
  Das aufstrebende Bürgertum des 15. bis 17. Jhs liebte das Ausschmücken des eigenen Heimes mit bestickten Kissen und Decken. Auf die Tische legte man auch farbige Tischteppiche, sie eigneten sich weniger als eigentliche Tafeltücher und stellten vielmehr Schmuckstücke des Hauses dar (6). Auf weissen wie auf farbigen Tischdecken sind bisweilen gedeckte Tische mit Tafeltüchern abgebildet..

Unter den erhaltener Stickereien können erhebliche Qualitätsunterschiede vorkommen, in manchen Fällen handelte es sich um Arbeiten sehr junger Bürgerstöchter, die vielleicht erste Aussteuerstücke anfertigten. Eine Tischdecke von 1612, im Schweizerischen Landesmuseum (Inv.Nr. Dep.2187), nennt die 17-jährige Elisabeth Haberlin, als Herstellerin. In Zürich sollen die beiden Töchter von Heinrich Bullinger sehr geschickt im Handarbeiten gewesen sein, man weiss, dass sie Aufträge bis weit über die Grenzen annahmen (7).

Als Herstellungsorte von Stickereien kommen auch Frauenklöster in Frage, hier sind Nachrichten über stickende Schwestern schon in frühen Jahrhunderten überliefert. Im Allgemeinen gibt es jedoch kaum Dokumente zur Stickerei, denn Frauenarbeiten wurden nur selten zunftmässig erfasst.

  Der Handel mit Baumwollstoffen löste denjenigen mit Leinwand ab, und dieselben Ostschweizer Firmen, die im französischen Lyon bis ins 18. Jh. ihre Leinenstoffe zwischenlagerten und von hier aus in Südeuropa verkauften, wechselten nun zum Baumwollgeschäft über. In der Ostschweiz ist die Produktion von Barchentgeweben seit 1721 belegt, und von 1746 sind erste Nachrichten über die Herstellung reiner Baumwolltücher bekannt. Herisau (Appenzell) entwickelte sich nun zum wichtigen Produktionsort, beispielsweise kauften die Gebrüder Zellweger aus Trogen diese Stoffe im Kanton Appenzell ein, um auch mit ihnen europaweit zu handeln (8).

Zu Ende des 18. Jahrhunderts erschien in der Ostschweiz das erste Maschinengarn aus England. Es war gleichmässiger als handgesponnenes Garn, eignete sich deshalb sehr gut zum Sticken. In der Folge verloren viele Baumwollspinnerinnen ihre Arbeit, doch fanden manche in der Stickerei, die jetzt als Heimarbeit betrieben wurde, ein neues Erwerbseinkommen.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich zwar die Maschinenstickerei (9) in der Ostschweiz, aber an manchen Orten, besonders im Kanton Appenzell, wurden Spezialitäten weiterhin von Hand gestickt.
 



Tischdecke mit klugen und törrichten Jungfrauen,
109 x 156 cm, 1612, Schweiz. Landesmuseum, Zürich,
Inv.Nr. Dep.2187

 



Anmerkungen

6) Anna Rapp, Tischtücher, Kleider der Tafel, in: Stoffe und Räume, Langenthal, 1986, S. 38, Beispiel: Abbildung, S. 44, Allianzteppich, Hist.Mus. Bern
7) E.Egli, Schweizerische Handstickerei im 16. Jahrhundert, in: Zwingliana, Bd. I, 1897-1904
8) Walter Schläpfer, Wirtschaftsgeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden bis 1939, Herisau 1984, S. 78ff, S. 96ff.;
sowie; Mathias Weishaupt, "Bande der Hochachtung und Liebe", elf Portraits der Familie Zellweger aus dem 18. Jh.,Trogen 2000
9) Anne Wanner-JeanRichard, Maschinenstickerei, in: Stickerei-Zeit, Kultur und Kunst in St.Gallen, 1870-1930, St.Gallen1989, S.80




Wollstickerei mit Geschichte des Tobias (Hochzeitsmahl), Wollstickerei um 1600, Textilmuseum St.Gallen (Iklé 895)

 
 
 



Ausschnitt aus Tischdecke mit Szenen aus dem Leben Napoleons I., um 1900,
Textilmuseum St.Gallen, Inv.Nr. TM 41527





Ausschnitt aus Teedecke mit Szenen aus Faust,
Anfang 20. Jh., Textilmuseum St.Gallen, Inv.NrTM 43720


  Aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert haben sich im Textilmuseum St.Gallen einige bestickte Tischdecken mit allen Merkmalen der Ostschweizer Handstickerei erhalten (10). Doch ist der genaue Entstehungsort unbekannt und ebensowenig weiss man, wer diese arbeitsintensiven Stickereien ausführte. Szenen aus dem Leben von Berühmtheiten, wie Friedrich der Grosse, Napoleon I. (11) oder Darstellungen aus literarischen Werken, wie Goethes Faust, sind umrahmt von Medaillons mit den bekannten weissen, reliefierten Plattstickereien, mit Nadelspitzen, Durchbrucharbeiten und Hohlsäumen. Kleine Blümchen, vor allem Vergissmeinnicht, und Rokoko Ornamente behielten ihre Beliebtheit bis in die 1920er Jahre. Als Vorlagen für figürliche Darstellungen dienten Illustrationen aus bekannten und damals beliebten Büchern. St. Galler Dessinateure, welche Zugang zu diesen Werken hatten, zeichneten diese Bilder wohl für einheimische Stickerinnen um.












Anmerkungen:
10) Anne Wanner-JeanRichard, Kunstwerke in Weiss, St. Gallen 1983; sowie: dieselbe Autorin: von der Idee zum Kunstwerk, St. Gallen 1999
11) Anne Wanner und Marianne Gächter, die Napoleondecke im Textilmuseum St. Gallen, in: Textilkunst 4, 1986, S. 203ff ;
sowie: Anne Wanner-JeanRichard, Goethes Faust und das Textilmuseum St.Gallen, in: 125 Jahre Textilverband Schweiz, Hg. Textilverband Schweiz, Zürich 2000, S. 51ff.
 
  Der der Begriff Damast geht zwar zurück auf die syrische Stadt Damaskus, in der bis ins frühe 9. nachchristliche Jahrhundert mit Seidendamasten gehandelt wurde. Als Tischbedeckung benutzte man jedoch ohne Zweifel gut waschbare Leinendamaste. Der eigentliche Reiz der einfarbigen Damastweberei liegt in der Musterungstechnik: durch gegensätzliche Glanzwirkung von Kett- und Schussbindung ergibt sich eine besondere optische Wirkung. Glänzende Seidenfasern eigneten sich dazu, später verwendete man Leinen. Für diese Art der Leinenweberei sind die leinenen Gebilddamaste typisch. Sie kamen in Gebieten auf, in denen Flachsanbau und Leinenverarbeitung blühten: in Irland, in Frankreich, in den Niederlanden.
Die frühesten erhaltenen Leinendamastgewebe stammen wohl aus Courtray in Flandern, hier ist bereits seit 1496 eine Zunftordnung für Leinendamastweber überliefert. Zur Zeit der Gegenreformation wanderten manche Damastweber nach England und nach Deutschland aus.  Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelten Hugenotten die Damastweberei in Haarlem, hier entstanden breite Tücher mit Wappen und mit biblischen Szenen. Eigene und fremden Fürsten erhielten Tafeltücher aus den Haarlemer Manufakturen als Geschenk.

  In Irland verhalfen französische und holländische Weber der Leinenindustrie zur Blüte.
In Deutschland förderte Friedrich der Grosse die Produktion von Leinendamasten, indem er sächsische Damastweber zur Uebersiedlung nach Schlesien bestimmte und sie in vielen Belangen bevorzugte (12). Hier sind Friedensdecken, welche die Siege der 2. Hälfte des 18. Jhs feierten, charakteristisch.
In Frankreich und in den Niederlanden bewegten sich die Musterungen bis ins 18. Jahrhundert in einer Richtung, und die Rapporte wiederholten sich von unten nach oben.
Im beginnenden 18. Jh. führten besonders Schwedische Manufakturen den umlaufenden Rand mit Betonung der Mittelfigur ein. Gegen das Jahrhundertende kommen figürliche Darstellungen weniger oft vor, Blumenranken und Streublumen treten an ihre Stelle.



Anmerkung: 
12) M. Braun-Ronsdorf, Damast, in: Ciba-Rundschau Nr. 120, Basel, April 1955; sowie: Alte Tafeldamaste, Darmstadt, 1955; und: Marguerite Prinet, Le damas de lin historié: du 14e au 19 siècle, Fribourg, 1982
       
 
  Haushalttextilien (13) sind seit dem 14. Jh. in Nachlassinventaren begüterter Familien schriftlich erwähnt. Währenddem im Verzeichnis des 1372 verstorbenen Basler Bürgermeister Konrad Bärenfels 2 lange Tischtücher vorkommen, werden 1414 im Nachlass des Jakob Fröwler 40 solche genannt. Im 17. Jahrhundert gehörten in der Schweiz auch Servietten zur Aussteuer. Im Jahre 1626 erhielten in Zürich nach der Erbteilung von Hans Jakob Zoller und seiner Gemahlin Anna Escher vom Luchs jedes der sieben Kinder 10 Tischtücher, 18 Servietten und anderes. Die ledige Jungfrau Elisabeth Zoller aus derselben Stadt hinterliess 1669 gar 72 Tischtücher und 12 Servietten.

Im 19. Jahrhundert wiesen Zeitschriften und Warenhauskataloge auf Aussteuern. So bezeichnete "der Bazar" sächsischen Leinendamast für Tischwäsche als "das gediegenste in diesem Fach", und für eine reiche Ausstattung pries er ein 10 Ellen langes Tischtuch mit 24 dazupassenden Servietten, sowie Kaffeeservietten an. 1886 teilte dasselbe Magazin die Tischwäsche in verschiedene Kategorien auf, es gab: Frühstücksservietten, Krebsservietten, Obstservietten, Kredenzservietten, Eis-, Butter- und Käseservietten.
  Das "häusliche Glück" erwähnte im Jahr 1883 auch Textilien für Aussteuern einfacher Verhältnisse. Arbeiterfrauen benötigten nach diesen Angaben für den Ehestand unbedingt einige Tisch- und Handtücher, bei etwas mehr Mitteln 6 Tischtücher. Um das Tischtuch zu schonen sollte in der Mitte ein Stück Wachs- oder Ledertuch und unter heisse Suppen- und Gemüseschüsseln ein Strohgeflecht gelegt werden. In Zürich boten Grands Magasins F. Jelmoli seit 1890 im illustrierten Katalog Tischwäsche für Käuferschaften auch mit bescheidenem Einkommen an. Nach 1932 gibt es dort Reklame für vollständige Aussteuern, und von 1947/48 bis ins Jahr 1960 blieben "Trudi, 82-teilig" oder "Monika 104-teilig" im Sortiment.




Anmerkung:
13) Anna Rapp geht in ihrem Artikel: Wieviel Wäschestücke gehören in eine Brautausstattung? In: "Stoffe un Räume", 1986, S. 72, den schriftlichen Quellen von Aussteuern nach. Der Autorin sei gedankt für die Erlaubnis, ihre Forschungsergebnisse an dieser Stelle zu erwähnen.
       

content Last revised 14 April, 2006