Annatextiles VOCABULAR - Embroideries


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Gobelin-, Kanevas-, Stramin-, Wollstickerei


Stickerei in Flachstichen und farbigen Wollgarnen, nach Zählmustern auf gröberem leinwandbindigem Stickgrund. Der Begriff Stramin ist seit Mitte 19. Jh. gebräuchlich.

Canevas Embroidery,
Berlin Wool Work

Gobelin
Broderie en laine

Canovaccio
Ricamo in lana
             
  Wichtigstes Merkmal der Gobelin-, Straminstickerei ist die Arbeit nach abgezählten Fäden und das dichte Übersticken des Stoffgrundes mit farbigen Wollgarnen . Es können alle Arten der Linien- und Flachstiche, wie auch Kreuzstiche, vorkommen. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert bezeichnete man den leinwandbindige Stickgrund in England und Frankreich als Kanevas. Vermehrt wurden für diese Stickereien spezielle Gewebe hergestellt. Seit dem frühen 19. Jahrhundert findet sich dafür der Name Stramin.
Die farbigen Stickgarne aus Wolle kamen seit dem 17. Jahrhundert aus England, seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts löste die Berliner Zephyrwolle, eine weiche Merinowolle aus Sachsen, diese Monopolstellung ab.

In der frühen Entwicklungszeit verzierte man Möbel und Accessoires oder auch kirchliche Ausstattungsstücke auf die erwähnte Weise. Im 19. Jahrhundert kam es besonders in Berlin zu einer zweiten bedeutsamen Phase der Stickart. Im Englischen hiessen die Stickereien dieser Zeit "Berlin work". Neben Zephyrwolle und Stramin spielten nun die Zählmustervorlagen auf gerastertem Papier (Patronenpapier) eine wichtige Rolle. Jedes Kästchen entsprach hier einem Stich, aber während früher verschiedene Zeichen als Markierungen dienten, versah man die Kästchen seit dem beginnenden 19. Jh. mit handkolorierten Farbtupfern.


Photonachweis:
- Textilmuseum St.Gallen (Schweiz)
- privat
  Im Barock hatten sich vornehme Damen in ihrer Freizeit und Musse der Tätigkeit des Stickens gewidmet. Diese Handarbeit erhielt eine hohe Bedeutung, denn sie wies auf den gesellschaftlichen Rang der Stickerinnen und ihrer Familien hin. Auch im 19. Jh. entstanden Stickereien in privaten Haushalten. Daneben entwickelte sich eine kommerzielle Produktion von fertigen und hahlbfertigen Arbeiten und in Berlin entstand ein eigener Gewerbezweig. Zahlreiche Stickmusterhandlungen organisierten die Herstellung von Stickereien, hielten Stickmaterialien und Vorlagen bereit, verkauften diese in der Stadt und belieferten eine internationale Kundschaft.
Die immer billiger werdenden und massenhaft produzierten Vorlagen zu den
Biedermeierstickereien bewirkten bald eine Einbusse an künstlerischem Wert. Schliesslich stellte sich die Kunstgewerbe Reformbewegung gegen diese Arbeiten und die Mode kam in den 1860er und 1870er Jahren zu einem Ende.

(Text: Zusammenfassung aus Europäische Stickereien 1650-1850, von Uta-Christiane Bergemann, Krefeld 2006, S. 216 ff).
Aufnahmen durch A.Wanner.

Literatur:
- Uta-Christiane Bergemann, Kanevasstickerei, in: Europäische Stickereien 1650-1850, Kataloge des Deutschen Textilmuseums Krefeld, Bd. 2, von Krefeld 2006, S. 216
- Uta-Christiane Bergemann, Berliner Stickereien des Biedermeier. Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung, in: Jahrbuch der Berliner Museen, 44. Bd, S. 93-128, 2002
- Molly G. Proctor, Victorian Canvas Work, Berlin Wool Work, London, 1962

 
 



Die nachfolgenden Beispiele stammen aus den Sammlungen in:

1 - Textilmuseum St.Gallen
(Schweiz)
Details aus Musterstreifen, Inv.Nr. TM 20252;
2 - Stickerei, Privatbesitz, verfertigt von Thessy Schoenholzer, Ende 20. Jh.

The following examples belong to the collections of:

1 - Textilmuseum St.Gallen
(Switzerland)
Details of samplers, Inv.Nr. TM 20252;
2 - Embroidery, private collection, made by Thessy Schoenholzer, end of 20th century.

 
 
1 - Inv.Nr. TM 20252 - Vorderseite
 
1 - Inv.Nr. TM 20252 - Gegenseite
 
 
Inv.Nr. TM 20252
ge--ineinandergreifender Gobelinstich
e---Encroaching Gobelinstitch
it---Punto Gobelin incastrato


Inv.Nr. TM 20252 - Gegenseite


Inv.Nr. TM 20252
ge--ineinandergreifender Gobelinstich
e---Encroaching Gobelinstitch
it---Punto Gobelin incastrato

       


Inv.Nr. TM 20252
ge--Flammenstich/Florentinerstich
it---Punto Fiamma, punto fiorentino, punto Bargello

Inv.Nr. TM 20252 - Gegenseite



Inv.Nr. TM 20252
ge--Ungarischer Stich
it---Punto Ungarese
       


Inv.Nr. TM 20252
ge--Kelimstich

Inv.Nr. TM 20252 - Gegenseite

Inv.Nr. TM 20252
ge--Ungarischer Stich
it---Punto Ungarese
 
 


2 - Privatbesitz
ge--Gerader Gobelinstich
it---Punto Gobelin diritto

2 - Privatbesitz
ge--Gerader Gobelinstich
it---Punto Gobelin diritto

2 - Privatbesitz
ge--Flammenstich/Florentinerstich
it---Punto Fiamma, punto fiorentino, punto Bargello


2 - Privatbesitz
ge--Schräger Gobelinstich
it---Punto Gobelin obliquo

2 - Privatbesitz
ge--Kelimstich

2 - Privatbesitz
ge--ineinandergreifender Gobelinstich
e---Encroaching Gobelinstitch
it---Punto Gobelin incastrato


2 - Privatbesitz
ge--Breiter Gobelinstich
it---Punto Gobelin largo

2 - Privatbesitz
ge--Kelimstich

2 - Privatbesitz
ge--ineinandergreifender Gobelinstich
e---Encroaching Gobelinstitch
it---Punto Gobelin incastrato
     
 
     

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Last revised September, 2016