ANNE WANNER'S Textiles in History / books

   
  Christa Jeitner, Die Sammlung kirchlicher Gewänder und anderer Paramente, Introduction, p. 30-35, and: Textile Kunstwerke, Catalogue, p. 47 - 122, in: Mittelalterliche Kunst aus Berlin und Brandenburg im Stadtmuseum Berlin, bearbeitet von Peter Knüvener, 400 pages, 811 illustrations (84 in colour), in german language. - 69,00 Euro cash in the museum, ISBN 978-3-940939-19-7 - G+H Verlag
Erstmals wird die umfangreiche Sammlung des Stadtmuseums Berlin zur mittelalterlichen Kunst der Region Berlin-Brandenburg in einer Publikation vorgestellt. Durch die umfassenden, interdisziplinären Forschungen, die von ausgewiesenen Fachleuten vorgenommen wurden, erschlossen sich ganz neue Zusammenhänge. Das Forschungsprojekt ermöglichte eine Förderung der Getty-Foundation.

see also exhibition:
http://www.raubritter-und-schoene-madonnen.de/berlin/
   
 
  Das Buch ist unterteilt in einleitende Kapitel und in einen Katalogteil.
Der 1. Teil ist der Sammlungsgeschichte und kunsttechnologischen Beobachtungen (Holzskulptur und Tafelmalerei) gewidmet (Peter Knüvener). Christa Jeitner beschreibt die Bedeutung der Sammlung kirchlicher Gewänder und anderer Paramente, Dirk Schumann erläutert die mittelalterliche Bauskulptur im Märkischen Museum.

Der Katalogteil umfasst die Kapitel: Textile Kunstwerke - Altarretabel, Tafelmalerei und Skulpturen aus Kirchen der Mark Brandenburg - Bauskulptur - Liturgische Geräte und figürliche Keramik.
Es wird auch eingegangen auf Kunstwerke, die nicht aus der Mark Brandenburg stammen, ebenso auf Kriegsverluste.
Umfassende interdisziplinäre Forschungen wurden von ausgewiesenen Fachleuten vorgenommen, und neue Zusammenhänge haben sich erschlossen. Dabei ergibt sich die Darstellung eines unerwartet reichen Erbes der Kunst in Berlin und Brandenburg.
   
  Der Textilbestand umfasst 9 mittelalterliche und 1 nachreformatorisches Messgewand, 1 gewirkter Behang und 1 Fahne. Seit 1876 sind die ersten Messgewänder im Inventarzugangsbuch verzeichnet. In den 1930er Jahren kam das Zehdenicker Altartuch als Leihgabe dazu.

Die Messgewänder stammen zwar zum grossen Teil aus Dorfkirchen, doch ihr Material und die Ausführung weisen auf eine ursprüngliche Bestimmung für andere Empfänger. Die erstmalige wissenschaftliche Bearbeitung brachte interessante und unerwartete Ergebnisse.
So konnte ein zentralasiatischer Goldstoff wieder entdeckt werden, er dürfte von einem ehemaligen Zeremonialgewand eines Königs stammen. Eine weitere Kasel wurde aus spanischer Seide gefertigt. Stickereien auf Besätzen weisen auf ein blühendes Stickereihandwerk. In der Flachstickerei lassen sich zwei hauptsächliche Strömungen feststellen, neben einem fränkischen Stil kommt böhmisch-mährische Stickerei vor.
Die Bedeutung der Sammlung liegt in dem historisch einheitlichen Sammlungsraum, wie an der belegten Herkunft der einzelnen Textilien.
     
 


Rote Samtkasel mit besticktem Besatz, Prag um 1400, aus Berlin-Spandau, ehemals zu sog. Bischofskaseln gehörig, inventarisiert am 16.11.1876 als IV 609, neu Kaselvorderseite II 61/56 K


Kaselkreuz von weisser Kasel, um 1500, Mähren, Polen, Oesterreich? aus der Kirche zu Trechwitz, inventarisiert am 18.10.1876 als IV 603, neu II 97/848 K


 
Das Zehdenicker Altartuch,
B 390-393 x H 159-165cm
Stickerei auf Leinengrund: Ende 13. bis 1. Jahrzehnt 14. Jahrhundert, Neufassung im Filetgrund um 1401 oder 2. Hä. 14. Jh.
Inventarisiert am 19.6.1933 als VI 19957, neu III 57/33
Aus dem Zisterzienserinnenkloster Zehdenick.
Zweckbestimmung: Präsentation der gewandelten Hostie

Inschriftenzeile:
CONSTAT IN ALTARI CARNEM DE PANE CREARI HIC PANIS DEUS EST QUI DUBITAT REUS EST ESCA SALUTARIS QUE SACRIS PONITUR ARIS SI CAPITUR
Es steht fest, dass auf dem Altar Fleisch aus Brot geschaffen wird. Dieses Brot ist Gott. Wer zweifelt ist schuldig. Die heilbringende Speise, die auf heilige Altäre gelegt wird, wenn empfangen.

76 Scheiben gleicher Grösse sind auf helle Leinwand gestickt. Sie sind versetzt in 8 Zeilen angeordnet und wechseln ab mit Scheiben aus Filetnetz.
Die Weissstickereien geben Bilder aus dem Leben Jesu wieder, ebenso das Weltgericht, Lamm Gottes, Evangelistensymbole, Mönche mit Nimben. Die Netzscheiben weisen ein eigenes Bildprogramm aus. Währendem die kleineren mit Stern- und Blütenformen verziert sind, kommen auf den grösseren ornamentale und geometrische Formen und Tiere vor. Ebenso sind Lamm Gottes und Figuren wiedergegeben.
Ein Netzstreifen mit Inschrift begrenzt die Decke oben und unten, seitlich sind Frauenbüsten unter Arkaden dargestellt.

Die Decke steht in der Tradition des niedersächsischen Kulturbereiches. Ihre ältere wie auch die erweiterte Fassung müssen im Kloster Zehdenick selber entstanden sein. Die Zeichnungen sind von hoher Qualität, weshalb man vermutet, dass die Vorzeichnungen zur Stickerei auf einen Miniator zurückgehen. Aehnlichkeiten zur niedersächsischen Buchmalerei des 13. Jahrhunderts können festgestellt werden.
Es besteht die Ansicht, eine ältere Leinendecke sei in späterer Zeit mit den Netzstickereien umgestaltet und erweitert worden.

 


Teil einer Altardecke aus dem Zisterzienserinnenkloster Zehdenick, Bildstickerei, Filetnetzstickerei
(S. 49 Abb. 1A)

     
 
Detail der Altardecke: betender Christus am Oelberg
(S.58, Abb. 1.36)


Detail der Altardecke: Evangelistensymbol, Stier
(S.51, Abb. 1.76)

     
 
Netzfelder mit Ornament, mit heiligem Georg, mit Schwan, mit Zwillingen
(S. 55, Abb. F1-F4)
 

home content Last revised 25 November, 2011