ANNE WANNER'S Textiles in History / books

   
  Begleitband zum Ausstellungsverbund "Von Raubrittern und Schönen Madonnen" 2011/2012, Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte, Hgg. Clemens Bergstedt, Heinz-Dieter Heimann, Knut Kiesant, Peter Knüvener, Mario Müller, Kurt Winkler, Bd. 6, 2011, ISBN 978-3-86732-118-1 - Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Kollwitzstraße 57, D-10405 Berlin, Euro 30 www.lukasverlag.com - http://www.raubritter-und-schoene-madonnen.de/

Ausgewiesene Historiker, Literaturwissenschaftler, Kunst- und Bauhistoriker entfalten in fast fünfzig eindrucksvoll bebilderten Beiträgen ein neuartiges Panorama der Mark Brandenburg des späten Mittelalters. In der Begegnung mit "Raubrittern" und "Schönen Madonnen" werden die Dynamik und die Widersprüche der Zeit zwischen "Schwarzem Tod" und der Reformation anschaulich.

Christa Jeitner, Prunk war nicht Protz, p. 104-111
Höfische Stoffe und gestickte Bilder aus der Zeit der ersten Hohenzollern in Brandenburg, in: Im Dialog mit Raubrittern und schönen Madonnen.
 
   
  Ausdruck von Würde und Macht von Kurfürsten und Markgrafen war ihre exklusive Kleidung. Die Gewänder repräsentierten nicht die Person, sondern vielmehr das Reich, denn der Prunk war eine zeremoniell festgelegte Standespflicht. Für diese Kleidung wurden deshalb beste und kostbarste Materialien verwendet.
In ihrem Aufsatz betrachtet Christa Jeitner verschiedene liturgische Gewänder, die man aus den Prunkroben von Fürsten umgearbeitet hatte. Auf Grund dieser neuer Formen haben sich Stoffe und Stickereien erhalten, die ursprünglich für die persönliche Garderobe von Fürsten bestimmt waren.
 
  Ein Teil der Robe Friedrichs des II. wurde zur Schwanenordenskasel umgearbeitet. Der Schwanenorden war zur Förderung der Marienkirche (1722 abgerissen) in Brandenburg angesiedelt. In der Schwanenordenskapelle fanden Gedenkgottesdienste für verstorbene Mitglieder statt, statutengemäss nahmen die Ordensmitglieder an solchen Zusammenkünften teil. In diesem Zusammenhang bedeutete das Memoriengewand Friedrichs Sinnbild und Erinnerung an den Fürsten.
Aus der Kasel lässt sich heute die Robe rekonstruieren und man kann eine Verwandtschaft mit dem Brokatsamt feststellen, den Jan van Eyck 1436 in seinem Gemälde des Kanzlers Rolin wiedergab.
     
  Bei 2 Bildstickereien auf Chormänteln vermutet Christa Jeitner Arbeiten von böhmischen Stickern, die möglicherweise in der Mark arbeiteten, ein herausragender Prager Meister könnte sich mit seiner Werkstatt hier angesiedelt haben.
An späteren Stickereien der 1430er Jahre lässt sich eine Tendenz feststellen, rascher zu arbeiten, und man glaubt an Werkstätten, die mit vorproduzierten Figuren arbeiteten. Ein Strang böhmisch-märkischer Bildstickerei kann bis über das Jahrhundertende hin festgestellt werden.

 


Saint Jacob, cope P 13,
treasury of the Cathedral Brandenburg


Saint Cecilia, cope P 14,
treasury of the Cathedral Brandenburg

 
  Ein weiterer Abschnitt widmet die Autorin dem Einfluss aus Nürnberg. Einen solchen findet sie in Unikaten wieder, die in einer besonderen Hochrelieftechnik gearbeitet wurden, und ebenfalls in serienmässigen Arbeiten aus den frühen 1460er Jahren.
  Abschliessend stellt Ch. Jeitner fest, dass die Hohenzollern sicherlich weitaus mehr Stiftungen errichteten, als man heute weiss, doch erhalten blieben einzig Gewebe und Stickereien, die man zur Schmückung von liturgischen Gewändern verwendete.
   
 

home content Last revised 12 November, 2011